Mit Frauen in der Führungsetage wirtschaften Firmen erfolgreicher. Das war das Ergebnis einer Untersuchung des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Ernst & Young bei den 290 größten börsennotierten Unternehmen Europas. Demnach entwickelten sich Umsatz, Gewinn, Mitarbeiterzahl und Börsenwert positiver als der Durchschnitt aller Unternehmen, wenn in den Führungsetagen wenigstens eine Frau saß. Der Umsatz stieg in diesen Firmen um 64 Prozent, in Unternehmen ohne Frauen im Vorstand nur um 44 Prozent. Noch deutlicher fiel der Unterschied mit plus 89 Prozent gegenüber plus 67 Prozent beim Gewinn aus. Geradezu vernichtend war das Urteil für diejenigen Konzernspitzen, die noch reine Männerzirkel waren. Alles war dort schlechter als beim Durchschnitt.
Gerade Österreich ist von der Verwirklichung der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern im Erwerbsleben - insbesondere in den Top-Führungsetagen - weit entfernt. Laut einer Studie der Arbeiterkammer Wien aus dem Februar sind Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten von Unternehmen 2013 immer noch eklatant unterrepräsentiert. Dabei sind Frauen als Kundinnen, Lieferantinnen und vor allem Mitarbeiterinnen ja wichtige Stakeholder und müssen daher entsprechend an der Firmenführung beteiligt und bei der Kontrolle von Unternehmen berücksichtigt werden.
Enormer Handlungsbedarf
In den Geschäftsführungen der Top 200 Unternehmen liegt der Frauenanteil derzeit bei nur 5,6 %. In den zehn umsatzstärksten Unternehmen des Landes ist nach wie vor überhaupt keine Frau im Vorstand vertreten. Im Aufsichtsrat der Top 200 Unternehmen sind lediglich 13,5 % der Mandatsträger weiblich. Gerade bei den besonders im Fokus der Öffentlichkeit stehenden börsennotierten Unternehmen präsentiert sich der Anteil der Frauen in Geschäftsführung und Aufsichtsrat im Vergleich zu den Top 200 Unternehmen unterdurchschnittlich: Aktuell sind lediglich sieben Frauen in den Vorstandsetagen aller Börsenunternehmen vertreten. Damit dominieren Männer (96,7 %) die erste Führungsebene in den heimischen Leitunternehmen fast zur Gänze. Mit diesem niedrigen Frauenanteil findet sich Österreich im internationalen Vergleich im hinteren Feld: Norwegen (46 %), Finnland (29 %) und Lettland (27 %).
"Österreich fehlt die Infrastruktur, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen", sagt Helmut Maukner, Country Managing Partner, Ernst & Young. Es müsste eine flächendeckende Ganztagsbetreuung für Kinder ab einem Jahr sowie für Schulkinder angeboten werden. Österreich sei in diesem Bereich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern "weit hinten". Der Einführung einer Quote zur Erhöhung des Anteils weiblicher Führungskräfte kann der Ernst-&-Young-Experte wenig abgewinnen. "Quoten alleine helfen nicht, wenn die Rahmenbedingungen fehlen." Firmen müssten zeitliche Flexibilität für Familienverantwortliche ermöglichen. In Irland beispielsweise seien viele internationale Konzerne aktiv, "die durchaus höhere Frauenquoten in Leistungsebenen" selber forcieren, so Maukner. Auch Schweden habe den Anteil von acht auf 15 % die Verbesserung der Rahmenbedingungen bei Kinderbetreuung und Karenz nahezu verdoppelt.
Frauen als Indiz für erfolgreichen Wandel
"Das ist eine automatische Folge der Diversität", erklärt Maukner das Faktum, dass Vorstände mit Frauen besser abschneiden. Frauen würden eine andere Diskussionskultur, Fragestellungen und Herangehensweisen in der Führungsebene etablieren. Gerade jene Firmen, die Managerinnen aus ihren eigenen Reihen rekrutierten, hätten früh begonnen, die Barrieren in der Unternehmenskultur zu identifizieren, die das einst blockierten. Stelle sich ein Konzern modern, aufgeschlossen, flexibel, zukunftsorientiert, nachhaltig und verantwortungsbewusst auf, sei das generell gut fürs Geschäft - und Frauen an der Spitze seien nur ein Indiz des erfolgreichen Wandels.
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Unabhängig davon haben wissenschaftliche Studien mehrfach belegt, dass Frauen Teams positiv beeinflussen. Kommen mehr Frauen in das Team, schneidet die Gruppe einfach besser ab. Je mehr Frauen, desto besser wird das Ergebnis. Die Autoren der Studie meinen, Frauen würden den Diskussionsprozess offener und damit produktiver machen. Und das wirke sich positiv auf die Gruppenergebnisse aus, berichtete die "Harvard Business Review".
Frauennetzwerk auf Expansionskurs
Wie's gemacht werden kann, zeigt z. B. der "Salon Real". Was vor vier Jahren von vier Frauen ins Leben gerufen wurde, hat sich seitdem zu einem der stärksten Netzwerke der Immobilienbranche etabliert. Der überparteiliche Verein von Frauen in Führungspositionen der österreichischen Immobilienwirtschaft ist seit der Gründung im März 2009 auf 130 Mitglieder unterschiedlichster Sparten herangewachsen. Im Vordergrund der Vereinstätigkeiten steht die Stärkung der beruflichen Positionierung von Frauen durch konstruktive Kooperation und interdisziplinäres Networking. "Ich bin der festen überzeugung, dass wir Frauen uns noch viel mehr vernetzen müssen, um unsere Ziele erreichen und gemeinsam noch mehr bewirken zu können", erklärt die Obfrau des Vereins, Dr. Margret Funk. Das nationale Netzwerk wird durch internationale Kontakte zu Branchenverbänden und Frauennetzwerken insbesondere aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den USA ergänzt.
"Die Wirtschaft braucht das Potenzial der Frauen", fordert auch Ulrike Rabmer-Koller, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Landesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft und selbst erfolgreiche Unternehmerin. In Oberösterreich wird aktuell immerhin ein Drittel aller Unternehmen von Frauen geführt, bei den Neugründungen beträgt der Frauenanteil sogar 45 %. Rechnet man dann auch noch die Zahl der Mitunternehmerinnen, die gemeinsam mit ihrem Partner das Unternehmen leiten dazu, könne man sagen, dass sicher die Hälfte der oberösterreichischen Betriebe wesentlich von Frauen geleitet bzw. mitbestimmt wird. Im Juni wurde Mag. Eveline Pupeter-Fellner als Unternehmerin des Monats ausgezeichnet. Sie ist seit 2003 CEO und Gesellschafterin von emporia Telecom - zuvor war sie in der Geschäftsführung der Landesverlag-Gruppe tätig. Für emporia ist vor allem die soziale Innovation und Integration wichtig. Denn durch technische Innovationen kommt es mehr und mehr zu einer digitalen Kluft zwischen den Generationen. Hier arbeitet emporia daran, Barrieren abzubauen und die Generationen miteinander zu verbinden. Einfache Endgeräte, aber auch Anwendungen als Verbindung hin zur jüngeren Generation sollen dabei helfen. Bei Handykursen, SMS-Trainings und digitalen Partys wird die Möglichkeit geboten, in einer vertrauten Umgebung in Kontakt mit neuen technischen Möglichkeiten zu treten und diese auszuprobieren. "Der Alltag als Unternehmerin und internationale Managerin ist ganz schön dicht", sagt Pupeter-Fellner. "Dabei habe ich trotzdem die Flexibilität, um mir Familienzeit und Freundeszeit einzuteilen."
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